Caol Ila 2011/2019 The Old Friends Cask 900092A/2011 (WID 125918)
Farbe: Tawny
Nase: Intensiv strömt eine Mischung aus süßlichem Torfrauch und Gerstenmalz in die Nase und sofort verrät der ausgeprägte maritime Charakter, dass hier ein Islay-Malt im Glas ist. Jod, Seetang und Algen versetzen mich gedanklich auf einen Steinfelsen am Strand, an dem sich die Wellen brechen. Meeresgischt liegt in der Luft. Die hohe Fasstärke sticht beim tiefen Einatmen etwas in der Nase. Wie eine Mischung aus Anis, Ingwer und Minze. Es dauert ein paar Minuten, bis sich die Nase an diese Intensität gewöhnt hat und weitere Facetten greifen kann, die anfänglich stark überlagert werden. Eine schöne saftige, weinige Note macht sich breit und hintergründig sorgen Toffee, Karamell und eine Note, die mich an einen Lederlappen erinnert für eine zusätzliche Spannung. Mit einem Teelöffel Wasser auf 2cl verschwindet das Stechen und der Akzent verschiebt sich ein wenig weg von dem Weinigen hin zum maritimen Torfrauch und dem Malz. Hintergründig prickelt immer noch etwas Ingwer in der Nase, und irgendwie blitzt jetzt hin und wieder auch kalter schwarzer Tee durch. Insgesamt bin ich positiv überrascht: die Nase ist spannender und abwechslungsreicher als erwartet.
Mund: Der Tropfen trifft recht weich und mit deutlich weniger Säure als erwartet auf die Zungenspitze. Ein satter, in Torfrauch eingebetteter Getreide- und Malzgeschmack macht den Auftakt. Behutsam entwickelt sich eine nachdrückliche Würzigkeit: Ingwer und Pfeffer sorgen für eine schöne Begleitung. Hintergründig schwingt eine schöne Fruchtsüße mit. Das rauchige süß-saure Wechselspiel regt den Speichelfluss an und so langsam macht sich auch die Eiche mit einem schönen, eher dumpfen Eichenholzgeschmack bemerkbar. Der Geschmack ist insgesamt nicht sonderlich vielschichtig, aber absolut stimmig. Absolut frei von Schwefel oder anderen Fehlnoten bereitet mir diese maritime malzig-rauchige und süß-saure Kombination einen wirklich schönen Trinkgenuss. Entspannt zurückgelehnt geht es ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang. Gebettet auf maritimem Jod und Algen klingen der Torfrauch und süßliches Malz harmonisch miteinander verwoben nach. Mit der Zeit legen sich gefühlt kleine Aschenpartikel auf die Mundschleimhaut und ein leckerer herber Eichenholzgeschmack sorgt zusammen mit einer Handvoll Mandeln für einen rundum leckeren Abschluß. Spätestens im Finish verrät dieser intensive Holzgeschmack das Octave-Fass.
Charakter: Ein überaus maritimer und rauchiger Caol Ila, der jung und ungestüm daherkommt und ein wenig gezähmt werden will. Das Ruby Port Wine Octave sorgt für eine schöne weinige Fruchtsüße, die gut mit dem satten süßlichen Malz harmoniert. Aber Achtung: herbe Eichenbretter sollte man mögen.
Bewertung: Caol Ila, 8 Jahre und ein Ruby Port Wine Octave haben hier ein Ergebnis produziert, das beeindruckt. Meine Erwartungen an diese Kombination wurden jedenfalls deutlich übertroffen. Die Jugend kann man der Abfüllung nicht absprechen und unverdünnt ist die Fasstärke ein echtes Brett, aber ein Teelöffel Wasser auf 2cl wirkt Wunder und bereitet ein rundum gelungenes Trinkerlebnis. Ein wirklich guter junger Caol Ila. Macht übersetzt gute 89 Punkte.